Fazit: Lust und Frust sind dicke Freunde

Patagonien: immer eine windige Angelegenheit.

Die Transpatagonica-Expedition ist vorbei. Und das Fazit dieses Abenteuers fällt bitter aus: Wir haben nicht eins unserer gesteckten Ziele erreicht. Das kann bei einem solchen Projekt passieren. Wir haben keinen neuen Weg von den Anden zum Pazifik gefunden: Die Traverse des Nördlichen Patagonischen Inlandeises war in diesem Jahr auf der geplanten Route wohl unmöglich. Auch die Packraft-Befahrung des Rio Blanco vom Gletscherende bis zum Meer an der Laguna San Rafael war damit hinfällig. Ja, nicht einmal die Besteigung des Monte San Valentin konnten wir umsetzen: Zu brutal waren letztlich die Wetter-Verhältnisse.

 

Schnee: Oben zu viel, unten zu wenig.

Vor allem die ungewöhnlich hohen Temperaturen im Dezember haben den Schnee im Laufe der Expedition unter den Ski wegschmelzen lassen. Der geplante Abstieg über den spaltenreichen und zerrissenen San-Quintin-Gletscher wäre angesichts des Schneemangels wohl zu einem tagelangen Umherirren im Eislabyrinth geworden. Schon früh mussten wir deshalb von dieser Idee Abschied nehmen. Der Südsommer hatte uns überholt. Sehr traurig, dass damit auch die anvisierte Schlauchbootfahrt auf dem Gletscherabfluss nicht umsetzbar war. Der wassersportliche Teil wäre für uns alle das Highlight der Expedition gewesen.

 

Leben auf dem Eis.

Dass wir nicht einmal in die Nähe des San-Valentin-Gipfels gelangt sind, ist umso betrüblicher, weil damit auch das „Eis-Feeling“ in der Weite dieses weltweit größten Gletscherfeldes außerhalb der Polargebiete wegfiel. Aber der wochenlange Starkwind hat uns schlichtweg über Tage ins Zelt verbannt. Stürme, bisweilen mit Orkanböen haben nicht nur unsere Träume weggeweht, sondern uns auch manches Mal einfach zu Boden geworfen. Zermürbend auch deswegen, weil es über mindestens ein Dutzend Tage nicht mal ein paar Stunden Aufatmen gab. Das monotone Knattern der Zeltwände gehörte nach vielen Nächten mit zur lautstarken Szenerie. Letztlich hat auch der Neuschnee am Ende unsere Zelte – trotz hoher Schutzmauern – fast bis zu den Firsten eingeschneit. Ein Vordringen in der Eiswüste war einfach nicht möglich, der Rückzug unvermeidlich.

Das kann doch einen Eismann nicht erschüttern...

Die Möglichkeit des Scheiterns gehört zu einem solchen Projekt dazu. Das Risiko, die Expedition nicht in allen Teilen umsetzen zu können, war hoch und wir sind es gerne eingegangen. Wie haben frustrierende, aber auch viele eindrucksvolle Tage und Stunden in den Bergen Südchiles verbringen dürfen. Und das ist auch ein erfüllendes Erlebnis. Patagonien hat sich so gegeben, wie wir es erwartet hatten: Rau, hart, zivilisationsfern und unwirtlich. Genau das hatten wir gesucht – und gefunden!

 

Kommentare: 1 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Florian (Freitag, 17 Januar 2014 12:28)

    Ihr Guten,
    es tut mir sehr leid, dass ihr eure Ziele nicht erreichen konntet! Ihr hattet insgesamt ganz schön viel Pech. Ich bin aber sehr froh, dass ihr nichts riskiert habt und nun heile wieder da seid.
    Aus meiner Perspektive (jetzt gerade am Schreibtisch ...) habt ihr aber in jedem Fall eine hammergeile Aktion hingelegt, die mir viiieeeel zu ungemütlich wäre. ;-)
    Ich wünsche euch, dass kein nachhaltiges 'Stechen' zurückbleibt und dass dies nicht die letzte Expedition war!

Transpatagonica2014 ist nur möglich durch unsere Sponsoren:

Alpenverein Bremen
Alpenverein Bremen
Ortlieb
Ortlieb
Primus
Primus

Wir freuen uns außerdem über Unterstützung von:

Dynafit
Dynafit
Packrafting Store
Packrafting Store
brandspot
brandspot
Arc'teryx
Arc'teryx
Haglöfs
Haglöfs
Delphi-Trainergruppe
Delphi-Trainergruppe
Five Ten
Five Ten
Karte

Expeditionskartograf

Dr. Peer Helmke